Filminterpretation/ Analyse
Rainer Wenger ist grundsätzlich kein typischer Lehrer, wie wir ihn alle aus unserer Schulzeit kennen. Er hört laute Rockmusik und lebt in einem Hausboot. Durch diese lockere Art kommt er gut bei den Schülern an und lässt sich sogar von ihnen duzen. Vermutlich ist auch dies der Grund, warum so viele Schüler während der Projektwoche in seinen „Autokratie-Kurs“ wollen. Herr Wenger ist für seine Schüler weitaus mehr als nur eine Autoritäts–, und Respektsperson, weil er sich den Respekt seiner Schüler verdient hat und nicht nur durch seinen Berufsstand.
Es scheint, als blicken die Schüler zu ihm auf und empfinden ihn als Vertrauensperson. Daher wählen sie auch ihn zum „Führer“ der Welle. Diese Funktion kommt ihm sichtlich zu Gute, denn er hat von dieser Position aus die größte Macht über die Schüler und kann den größten Einfluss ausüben. Im Verlaufe der Projektwoche wird deutlich erkennbar, dass sich das Machtgefüge zwischen Rainer Wenger und seinen Schülern mehr und mehr ausbreitet. Zu Beginn stellen die Schüler noch einiges in Frage und zieren sich, allem Folge zu leisten, was er sagt. Später aber wird alles ausgeführt was er verlangt. Das Gemeinschaftsgefühl wird immer größer, der Ansporn frei zu denken hingegen kleiner. All das durch den Einfluss von Rainer Wenger.
Auch wenn dieses Beispiel aus dem Film in erster Linie auf einem Experiment zum Thema Faschismus basiert, wird deutlich, dass Herr Wenger bestimmte Ziele verfolgt. Die Rede ist von Zusammenhalt und Gemeinschaftsbewusstsein, die auch ein „gewöhnlicher“ Lehrer versucht in seiner Klasse zu entflammen. Natürlich geschieht dies nicht in Form eines solchen Experiments, sondern durch beispielsweise Vertrauensübungen, Klassenfahrten oder Kennlernspiele.
Rainer Wenger wusste jedoch genau auf welche Weise er diesen Gruppenvorteil nutzen kann. Die klare Aufgaben und Rollenverteilung spielt dabei eine elementare Rolle. Somit auch die Leitung der Gruppe, die er selbst übernommen hatte. Allerdings hatten auch die anderen Schüler bestimmte Rollen und Aufgaben, wie z.B. Tim, der die Aufgabe eines Leibwächters für Herrn Wenger übernahm. Außerdem braucht eine Gruppe ein bestimmtes Maß an Autonomie. Dies kam sowohl im Unterricht durch die Einbringung von Ideen der Schüler, als auch nach der Schule bei den Feiern, wo die Schüler unter sich waren zu Stande. Sicherlich herrscht keine Autonomie im großen Sinne, denn als „Führer“ gibt Rainer Wenger klare Richtlinien und Strukturen vor. Des Weiteren ist jedoch auch wichtig, dass eine Gruppe sowohl ein Ziel als auch Erfolge hat. Beides kann nur durch gute Kommunikation erreicht werden. (Vgl. Philipp, Elmar )
All diese Punkte hat Herr Wenger während des Experiments beachtet.
Zudem war „Die Welle“ nicht nur ein Experiment, sondern auch eine Art Rollenspiel. Die Schüler haben bestimmte Rollen eingenommen und auch Herr Wenger hat die Rolle der Leitfigur eingenommen. In Untersuchungen ist deutlich geworden, dass sich durch die Rollen Einstellungsänderungen durchsetzen, die letzten Endes den Einklang zu Folge haben. (Vgl. Stein, A. S.93) Die Schüler sollten in die Rolle der „Gemeinschaft“, gleichermaßen auch in die Rolle der disziplinierten Schüler schlüpfen und obwohl diese Grundsätze anfangs nichts Schlechtes darstellen, würden sie vor dem Experiment nicht die Grundsätze vieler Schüler sein. Gerade weil Rainer Wenger von den Schülern akzeptiert und respektiert wurde, hatte er auch so starken Einfluss auf sie und das Experiment. Aus diesem Grund haben die Schüler auch ihn als Leitfigur vorgeschlagen und gewählt. Wäre einer der Schüler die Leitfigur gewesen, hätten die Schüler das Experiment vermutlich nicht so ernst genommen, da die Leitfigur in diesem Fall keine Autoritätsperson wäre. Zu Anfang stellen die Schüler noch einiges in Frage, als aber Mona den Kurs wechselt, weil sie dem Experiment nichts positives abverlangen kann, wächst die Gruppe immer mehr zur Einheit und nichts was Herr Wenger sagt wird kritisiert. Abschließend lässt sich nun sagen, dass der Einfluss und die Manipulation seitens Herrn Wengers ihm nur auf Grund seiner vorherigen Position als Lehrer gelingt. Er war sympathisch und die meisten Schüler nahmen nur wegen ihm an diesem Kurs teil. Demnach waren die meisten Schüler ohnehin von ihm und seinen Methoden überzeugt und durch das Experiment verstärkt sich der positive Eindruck von ihm.